Sonntag

Spontan hab ich mich entschlossen, diesen Tag hier in Bercianos zu verbringen und nicht zu gehen. Daher gibts heut keinen Wegbericht.
Dafür erzähle ich euch etwas über den anstrengenden Tagesablauf der Hospitaleros (die Ehrenamtlichen aus der ganzen Welt, die die kirchlichen und öffentlichen Herbergen für jeweils zwei Wochen betreuen): Sie müssen sehr früh raus aus den Betten, um für die Pilgernden das einfache Frühstück herzurichten. Dieses gibt es ab 6 Uhr und trotzdem stehen wie heute immer wieder Menschen schon um 5.40 da und wollen frühstücken. Die bekommen aber noch nichts, weil es eben die Richtlinie 6.00 gibt. Bis 8.00 müssen alle das Haus verlassen haben. Dann wird das ganze Haus geputzt, alle Betten (sie haben einen plastikähnlichen Bezug) und Nassräume werden desinfiziert, um zu verhindern, dass sich Schädlinge einnisten. Die Gefahr von Bettwanzen und anderen Untieren ist bei so vielen Menschen groß und ich hab auch schon Pilger gesehen, die total zerbissen waren. Bis man mit dem Putzen fertig ist, ist es fast Mittag. Dann gibt es eine kurze Pause. Ab 13.30 Uhr wird die Herberge wieder für die neuen PilgerInnen geöffnet. Alle müssen registriert werden, dann wird ihnen gezeigt, wo die Schuhe ausgezogen, die Stecken deponiert werden, wo der Waschplatz ist und wo man die Wäsche aufhängen kann. Nebenbei wird – oft mit den Gästen gemeinsam – das Abendessen gekocht. Wobei man aber bis zum Schluss nicht weiß, wie viele tatsächlich mitessen werden, weil Pilgernde ja bis zum Torschluss kommen können. Gestern waren wir z.B. 36 Personen. Nach dem Essen gibts in den kirchlichen Herbergen noch ein gemeinsames Abendgebet, das freiwillig ist, und durchaus sehr intensiv und persönlich sein kann. Dann ist es 22.00 Uhr, die Tür wird versperrt und die Hospitaleros können ins Bett gehen – bis zum nächsten Morgen um 5.00 Uhr!
Obwohl dieser Job extrem anstrengend ist, machen Andrea, Ernst und viele andere ihn mit Begeisterung und das spürt man in der herzlichen Atmosphäre, die in vielen Herbergen herrscht.
An diesem freien Tag hab ich bei einem Spaziergang einige schöne Lehmhäuser, bzw die Reste davon entdeckt. Völlig anders sieht hingegen die Kirche aus.

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