
Im Gegensatz zum Camino francés, den ich voriges Jahr gepilgert bin, gibt es hier auf dem Norte sehr oft verschiedene Wegvarianten, manchmal bis zu vier! So empfinde ich es als sehr anstrengend, die gelben Pfeile im Blick zu haben, gleichzeitig im Buch zu schauen, was der für mich beste Weg ist, und mit der Handy-App zu kontrollieren, ob ich eh auf diesem unterwegs bin. Schwierig wirds dann, wenn die drei Faktoren nicht übereinstimmen.
Die Wege sind, auch wenn sie von stark befahrenen Straßen wegführen, Nebenstraßen, das heißt nur Asphalt oder Betonfliesen.
Heute entschloss ich mich, einen Abstecher von insgesamt 5 km zu dem Höhlen von Altamira zu machen. Die 16.000 Jahre alten Höhlenzeichnungen wurden 1868 entdeckt und zuerst nicht für echt gehalten, weil sie so gigantisch und wunderschön sind. Erst 1901 wurde die Echtheit bestätigt, weil ähnliche steinzeitliche Bilder in anderen Höhlen gefunden wurden.
Der starke Besucheransturm tat den Höhlen aber nicht gut, deswegen wurde daneben eine ‚Museumshöhle‘ gebaut, in der alles originalgetreu nachkonstruiert wurde. Diese wollte ich besichtigen, aufgrund des regnerischen Wetters hatten das aber heute viele vor, sodass ich mich in der Schlange beim Eingang über eine Stunde anstellen musste. Mein Termin zur Besichtigung war dann nochmal 35 Minuten später.
Aber es hat sich ausgezahlt: etwa 930 Bilder enthält die Höhle, Ritz- und Kohlezeichnungen und farbige Darstellungen. Abgebildet sind Hirsche, Bisons, Hirschkühe, Pferde und Wildschweine. Verwendet wurden Holzkohle, Rötel und Farbmischungen.
Insgesamt gibt es in Nordspanien ca 15 steinzeitliche Höhlen. Die größte davon ist Altamira und gemeinsam sind sie Weltkulturerbe.
Santillana ist die Stadt, nahe der die Höhle gefunden wurde, und auch sie ist ein Überbleibsel einer anderen Zeit: viele mittelalterliche Häuser und Adelspaläste machen die Stadt zu einem touristischen Anziehungspunkt – natürlich auch besonders bei Regenwetter.
Seit Santander sind tatsächlich die Menschenmassen auf dem Weg verschwunden. Gestern waren wir drei in der Herberge. Heute übernachte ich in einem Zisterzienserkloster und wir sind nur vier in zwei großen Schlafsälen.