
Nicht nur in San Vincente war gestern fiesta, sondern auch in dem kleinen Ort, wo ich schlief. Bis halb 5 konnten wir lautstark Automatenmusik mithören. Trotzdem waren um 7, als ich aufwachte, fast alle Betten leer und die Pilgernden schon unterwegs oder beim Packen.
Heute passierte ich die nächste Provinzgrenze, nämlich nach Asturien. Der Weg führte weniger auf Straßen, sondern durch Wälder und die letzten 8 km an der wunderschönen Steilküste entlang.
Manchmal widme ich einen Tag einer Person oder einem Thema. Gestern bat ich für jemanden um Heilung und Heil. Und das Thema holte mich dann noch einmal ein, als mich eine kalifornische Frau aufhielt. Sie möchte gern eine Herberge eröffnen und den Pilgernden Gutes tun, weil sie selbst so viel Gutes auf dem Camino erfahren habe: Nach einem schweren Autounfall hätte sie fast das linke Bein verloren. 23 Operationen wurden gemacht und trotzdem würde sie für immer hinken, meinten die Ärzte. Und dann hat sie sich auf den Camino francés getraut. Ist von Pamplona weg am ersten Tag 5 km gepilgert und hat sich langsam gesteigert. Und sie hat es bis Santiago geschafft! Und wieder zurück in Amerika ist sie nicht einmal mehr gehinkt! Am Camino hat sie nicht nur ihr geistiges und spirituelles Heil erfahren, sondern auch ihr körperliches. In der Folge hat sie drei Monate als Hospitalera in einer Herberge gearbeitet. Und jetzt sucht sie einen Ort, wo sie selbst eine Herberge eröffnen und den Pilgernden Gutes tun und ähnliche Erfahrungen ermöglichen kann: Heil und gesund zu werden an Körper und Seele.