Bettenwettlauf

f45f6879-8c6d-4ffa-9491-e0249078a666Nach einer wirklich erholsamen Nacht bin ich heut das erste Mal der Empfehlung in meinem Buch, den Jakobsweg zu verlassen und dem viel schöneren Küstenweg zu folgen, nicht nachgekommen. Dauernd an der Küste zu gehen, verliert seinen Reiz, wenn es ständig starke Steigungen bedeutet. Der Alternativweg führte schön eben auf Waldwegen dahin, und Aussichten aufs Meer gibts trotzdem genug.
Ich hatte mir wieder über 30 km vorgenommen, um an der Touristenstadt Ribadesella vorbei zu kommen. Dort wäre es sicher wieder schwer gewesen, ein Quartier zu finden.
Vielmehr wollte ich in das ‚tu casa‘ einer schweizer Herbergsmutter, die auch vegetarisches Abendessen kocht. Sie hat allerdings nur sieben Plätze. Als ich bei dem schönen Steinhaus ankam, brach das Gewitter, das sich auf den letzten Kilometern schon angekündigt hatte, in Strömen los und eine Frau hängte grad ein Schild auf: Completo – full!
Ich fragte, ob ich trotzdem hinein kommen könne, bis der Regen vorbei und ich eine Lösung für mein Bettproblem gefunden hatte. Die Pension im Ort war voll, eine andere Möglichkeit wäre die vier Bergauf-Kilometer zurück liegende letzte Herberge gewesen. Und plötzlich fiel Marina ein, dass sie ja noch ein Zimmer im Dachgeschoss hätte, das sie mir wie in einer Pension vermieten könne. Ich war so froh und hab ihr aus Dankbarkeit gleich die Wäsche abgehängt – auch, um die meine aufhängen zu können. Denn Wäsche waschen ist nach dem täglichen Duschen Pflichtprogramm auf einem Pilgerweg.
Meinen relativ kleinen Rucksack bewundern hier viele. Was nimmt man mit auf eine sechswöchige Fußpilgerschaft? Drei Hosen in verschiedenen Längen, drei Paar Socken, davon zwei zum Wandern, drei Unterhosen, vier T-Shirts, davon eins für die Nacht. Weste und Regenjacke, Toiletteartikel im Miniformat, ein großes Mikrofaser-Handtuch, ein kleines Gesichtshandtuch, einige Notfallsmedikamente und natürlich Pflaster für die Blasen. Waschmittel für die Wäsche und ein paar Kluppen zum Aufhängen. Schlafsack – der ist bei mir aus Seide und nicht gefüttert, bei Bedarf gibt es immer Decken. Taschenmesser, Schirm, Notizbuch, Reiseführer und natürlich Handy und Ladekabel. Flip-flops für die Freizeit und außerdem auf Empfehlung meiner Osteopathin einen Tennisball für die Massage der verschiedenen verspannten Muskelpartien. Das wärs und wiegt je nach Wetter zusammen ca. 6 -7 Kilo, und dann kommt natürlich auch noch das Wasser dazu.

 

4 Kommentare zu „Bettenwettlauf

  1. hallo Hermi, hab mich gerade eingelesen in deinen 2. Jakobsweg, Maria hat mich aufmerksam gemacht, dass du wieder marschierst. ist schon merkwürdig, wasche gerade die 2. Maschine Wäsche heute und lese wie wenig man eigentlich braucht wenn`s drauf ankommt. da wird einem bewusst, wie viel Klump wir mit uns herumschleppen und wie wichtig es ist von Zeit zu Zeit auszumisten. wünsche dir alles Gute und einen schönen Weg. ps: ich glaube der Weg für den du dich entscheidest ist immer der richtige. lg Manuela

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  2. Hallo Hermi. Dieser Camino ist eindeutig landschaftlich der schönere. Danke für deine tollen Berichte und Fotos. Du schaffst alles was du dir vornimmst. Alles Gute für deinen weiteren Weg bis ans Ziel. Herzlichst Waltraud

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