
In Galicien lieben es die Menschen, Steinkreuze aufzustellen. Sie sind an Wegen und Kreuzungen, aber auch im Garten oder einfach am Zaun angebracht. Kreuze sind hier nicht nur religiöse Symbole, sondern dienen auch der Abwehr des Bösen.
Großartig sind auch die Grabdenkmäler auf den Friedhöfen: Jede Familie hat ein eigenes Granitmonument mit verschiedenen Grabkammern, in die die Toten gelegt werden und die dann zugemauert und beschriftet werden. In den kleinsten, fast verlassenen Dörfern gibt es wunderschöne Friedhöfe.
Der gestrige Abend in der Herberge war noch sehr speziell: Bei dem ausgezeichneten Abendessen hat mich ein Belgier, der den Camino (gottseidank) verkehrt geht, eine Stunde lang bequatscht und mir Dinge erzählt, die ich so gar nicht wissen wollte. Danach gab es noch Schnäpse zu verkosten, was die Männer auch reichlich getan haben. Ein Spanier griff zur Gitarre, es dauerte aber 40 Minuten, bis wir es schafften, ein Lied (‚Halleluja‘) gemeinsam zu singen. Jeder sang einfach immer drauf los, ohne auf die anderen oder auf die Gitarre zu horchen. Es war schrecklich! Ich bekam den Eindruck, dass hier nur Individualisten unterwegs sind, die es gewohnt sind, ihr Ding zu machen, aber nicht auf andere Rücksicht zu nehmen. So traf ich dann eine Gtundsatzentscheidung: Heute bin ich genau für vier Wochen unterwegs und eigentlich habe ich es satt, täglich mit neuen Menschen ‚Smalltalk‘ zu machen oder mich niederquatschen zu lassen. So hab ich mich mit Frank zusammengetan. Wir verstehen uns gut und wollen den Weg jetzt gemeinsam so gehen, dass Frank plangemäß in Finisterre ist. Dort werden wir uns auch mit zwei Leuten aus Deutschland verabredet haben. Das bedeutete heute 34 km zu laufen, damit wir morgen die 32 km – Etappe, in der es keine Unterkunftsmöglichkeiten gibt, schaffen. Wir haben es dank guter Zeiteinteilung bestens geschafft und den 100 km Stein erreicht! Und wenn alles nach Plan geht, werden wir Freitag in Santiago sein.