Wieder in Santiago

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Ich hatte eine Nacht im ehemaligen Kloster San Martin Pinario neben der Kathedrale gebucht, das bis zum Bau von El Escorial bei Madrid das größte Gebäude Spaniens. Leider ist in nächsten Nächten ‚todo completo‘. So musste ich mir ein neues Quartier suchen. Pilgerherberge wollte ich nicht mehr, die Sehnsucht nach einem eigenen Raum, wo ich auspacken und alles liegen lassen kann, nach eigenem Bad mit Toilette und nach schnarchfreier Umgebung ist nach dieser langen Zeit einfach zu groß. Ich landete in einer Pension im Zentrum, der Ausblick auf die Kathedrale ist hier vom vierten Stock nicht der schlechteste.
Nächster Programmpunkt: Pilgermesse um 12 Uhr. Um 11.30 wand sich die Schlange um drei Seiten der Kathedrale! Auch wenn es wieder nur für Stehplatz reichte, konnte ich die Messe recht gut mitfeiern und bei den lateinischen Liedern mitsingen. Kindheitserinnerungen an 10 Jahre Kirchenchor und Lateinunterricht machten sich nützlich. Und wieder gabs den Botafumeiro, gesponsert von amerikanischen Pilgernden.
Hier in Santiago de Compostela gibt es ein deutschsprachiges Pilgerbüro, das täglich Messen in deutscher Sprache mit anschließendem gemeinsamen Frühstück, Pilgergespräche und einen spirituellen Rundgang um die Kathedrale anbietet. An letzterem nahm ich heute teil. Dabei wurde betont, dass Pilgernde seit 1000 Jahren hier in Santiago freundlich empfangen werden und dass die Barmherzigkeit hier immer groß geschrieben wurde. So konnten die Menschen nicht nur in der Kathedrale schlafen, sondern auch hier kochen, und beim Ankommen wurden alle – meist zerschlissenen Kleider- in einen Trog geworfen und die Gepilgerten neu eingekleidet. Daran erinnert noch heute das ‚Lumpenkreuz‘ auf dem Dach.
Auch ich hab schon einige meiner Sachen entsorgt, die begannen, sich aufzulösen: Socken, kurze Hose, .. und um mich neu einzugekleiden, dafür gibt es in der Stadt genug Läden, die etwas verkaufen wollen.

 

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