Wurzeln

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Auf dem Platz vor der Kathedrale ist den ganzen Tag viel los: immer wieder kommen Pilgernde an – zu Fuß, mit dem Rad, als Busreisende oder Gruppen eines Kreuzfahrtschiffes, und manche auch mit ihren ganz besonderen Autos. Heute zum Beispiel eine Oldtimergruppe aus England.
Als ich 2011 das erste Mal hier war, kam ich auch mit dem Bus und hatte eine Führung in der Kathedrale. Damals sahen wir noch die Portica de la Gloria. Das frühere Portal mit drei Bögen voll mit Skulpturen ist ein Werk von Meister Mateo aus dem 12. Jhdt.
Damals sagte uns die Führerin, dass es ein alter Brauch ist, beim Eintreten in die Kathedrale die Hand an die mittlere Säule mit der Wurzel Jesse zu legen als Symbol dafür, dass wir alle in dieser christlichen Tradition leben. Gestern erfuhr ich, dass diese millionenfachen Berührungen zur Folge hatten, dass das Tor sich verschob und instabil wurde! Ein Beweis dafür, dass auch viele kleine Menschen mit winzigen Dingen etwas verändern können.
Der Wurzel Jesse, dem Stammbaum Jesu, wurde später die riesige Fassade vorgebaut, die wir heute alle kennen. Auch sie will darauf hinweisen, dass wir unsere Wurzeln wertschätzen sollen: Auf der Fassade steht nicht nur Jakobus, sondern auch die Statuen seiner Eltern, Salome und Zebedäus.
Auch ich erinnerte mich heute meiner Wurzeln: die Messe und der Tag stand ganz im Gedenken an meinen Vater, der heute seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte und vor vier Monaten doch etwas plötzlich verstorben ist. Ihm waren wir, seine Familie, immer sehr wichtig. In seiner ruhigen Art hat er uns in schweren Zeiten Halt gegeben und uns aber auch unseren eigenen Weg gehen lassen. Dafür bin ich heute besonders dankbar.
Der Höhepunkt des Tages war eine Führung auf den Dächern der Kathedrale, die mit Steinplatten abgedeckt sind. Sie war leider in Spanisch, sodass die architektonischen Aussagen an mir vorüber gingen, aber der Ausblick von oben war genial.

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