Was bleibt

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Auch wenn ich die ca. 900 km fast immer alleine gegangen bin, so sind es doch vor allem die Menschen, die mir in den Sinn kommen, wenn ich Bilder des Weges in mir wach rufe. Und ich bin dankbar für diese Leben, die ich kennenlernen durfte und auch mit dem eigenen Leben in Verbindung bringen konnte:
– Ehepaare, die ein Hochzeitsjubiläum feierten. Meine Trauer erinnerte mich an das Sandkorn in einer Muschel, das irgendwann zur Perle, zum Schatz werden kann.
– Junge Menschen, die in ihrem Berufsleben so sehr eingespannt sind, dass sie sagen: ‚It’s killing me!‘ – Wie kann man Beruf und das Privatleben gut vereinbaren?
– Menschen, mit denen ich gemeinsam die Kraft besonderer Orte aufspürte und denen ich so lange über die Kraft der Kirchen erzählte, bis sie diese selbst erfahren konnten.
– Besonders dankbar bin ich für die Freundschaft, die sich zu einem Menschen entwickelt hat, der sich als ‚queer‘ fühlt und mir ganz viel Einblick gab in das Leben zwischen den Geschlechtern. Diese Person möchte nicht als Mann oder Frau angesprochen werden.
Es war ein Ringen um Worte, Bezeichnungen, Pronomen. Wie von einer Person reden, die sich nicht als er oder sie fühlt? Obwohl oder weil wir aus komplett verschiedenen Welten kommen, hatten wir unendlich viel Gesprächsstoff. Mich erinnerte dieses Ringen um Anreden und Worte sehr an meine Versuche, über Gott zu reden, wo doch auch kein er/sie passend ist, weil Gott viel mehr ist.
‚Never look back!‘ Diese Lied hörte ich bei der Abfahrt von Santiago aus dem Lautsprecher. Ich schau dankbar zurück und die Erinnerungen werden ein Schatz in meinem Herzen sein, wenn ich heimkomme und in einen neuen Lebensabschnitt starten werde.
Der wirkliche Weg ist der ‚Camino de la vida‘ – der Weg des Lebens.

In Santiago wird in deinem Innern
eine Glocke angeschlagen,
die künftig deinen Lebensweg begleitet.
Und wenn sie einmal ganz verklingt,
dann wird es Zeit für dich,
erneut nach Santiago aufzubrechen.

2 Kommentare zu „Was bleibt

  1. Ich danke Dir, dass Du uns auf den Weg mitgenommen hast. Ich habe oft an Dich und Deine Strapazen gedacht. Nun bin ich aber froh, dass Du wieder bei uns bist und heimatlichen Boden unter Deinen geschundenen Beinen hast. Ich freue mich, wenn ich Dich bei einem Gottesdienst in einer unserer Kirchen wiedersehe. Alles erdenklich Gute zum Neustart!

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