Tiefer gehen

Als ich heut morgen um 7:45 das Haus verließ, gab es keine geöffnete Bar, wo ich ein Frühstück kaufen konnte. So machte ich mich im Stockdunkeln auf den Weg. Einmal betastete ich sogar den Pfeil am Wegstein, um sicher zu gehen, dass ich die richtige Abzweigung nahm. 21 km waren es noch bis Lugo und die Wegfotos sehen immer gleich aus. Kein anderer Camino geht so viel durch Wälder und so wenig auf Asphalt. Aber auch auf keinem anderen Weg gibt es so wenig Gelegenheit, sich hinzusetzen und eine Pause zu machen.
So gelangte ich sehr schnell nach Lugo, vor dem letzten Aufstieg fand ich doch noch eine Steinmauer, auf die ich mich setzen und mein Bocadillo essen konnte. Jetzt sind es nur mehr 100 km bis Santiago! Ich checkte wieder in der Municipal ein und werde mich dann auf den Weg machen, die Stadt zu erkunden. Davon erzähle ich euch dann morgen.

Besondere Beachtung schenkte ich heute den wunderschönen alten Edelkastanienbäumen. Welch mächtiger Stamm sie trägt und hält! Ich stelle mir dann immer die Wurzeln unter der Erde vor. Ob sie so tief reichen, wie sich die Krone nach oben streckt?
Tiefer gehen, das ist auch mein Ziel auf diesem Weg. Auszusteigen aus dem Oberflächlichen, Unwesentlichen und doch alltäglich Wichtigem, das mein Leben oft prägt. Mich auf das Wesentliche beschränken. Vieles zurücklassen.
Der Weg in die Tiefe ist eine Herausforderung und Überwindung. Ein Weg, der aber selbst tragen kann, der zu mir und zu Gott führt.

Was das bringen soll? Aus der Tiefe der Erfahrung mit mir selbst und mit Gott kann ich das eigene Leben erfüllter erfahren und anderen Mut machen, sich auf diesen Gott einzulassen, der Leben schenkt.
(Textteile von unbekanntem Autor übernommen)

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