Azofra – Grañón

Der gestrige Abend gestaltete sich sehr nett. Wir waren sechs Frauen aus vier verschiedenen Ländern und gemeinsam essen und hatten dabei die persönlichsten Themen. Alle erhoffen sich vom Camino etwas: einen guten Übergang in eine neue Lebensphase, die Lösung eines familiären Problems, einer Lebenskrise, oder Hilfe bei einer Angststörung.
Besonders betroffen machte mich Amy, eine der drei Amerikanerinnen am Tisch, die meinte: wir suchen etwa Hoffnung und gutes Leben. In Amerika ist es jetzt so dunkel geworden! Sie ist schon die zweite Frau auf dem Weg, die bei einer non-profit oder ökologischen Organisation arbeitete und aufgrund der Trumpschen Einsparungen gekündigt worden ist.
Der Abend war nett, der Morgen eine Herausforderung: aufgrund der Dunkelheit verfehlte ich einen Pfeil und folgte zwei Amerikanerinnen mit Stirnlampen, in der Hoffnung, dass sie auf dem richtigen Weg unterwegs sind. Der Weg wurde immer schlechter und so zogen wir Richtung eines Dorfes, in der Hoffnung, und dort wieder zurecht zu finden. Das erste Mal auf diesem Weg startete ich die App ‚Buen Camino‘, die mir anzeigte, dass wir in die falsche Richtung gingen, aber das wollten die anderen nicht glauben. Erst als und zwei Meter alte Herren erklärten, dass wir auf der Straße drei Kilometer zurückgehen müssten, dort würden wir wieder auf den Camino treffen. Drei Kilometer! Das ist schon weit!, meinte ich auf spanisch, in der Hoffnung, dass er vielleicht Mitleid habe und und uns mit dem Auto hinbringen würde. Hatte er leider nicht und meinte nur: ‚ihr wollt doch bis Santiago, das ist auch weit!‘ Aber als wir dann zu Fuß dort ankamen, wo die anderen Pilgernden marschierten, stand er mit seinem Auto da und zeigte uns nochmal, wo wir hin müssen.
Später kam ich an einem Golfklub vorbei und genoss im dazugehörigen Cafe endlich mein wohlverdientes Frühstück. Mit Schönborn kann sich diese Anlage allerdings nicht vergleichen.

Höhepunkt des heutigen Tages war der Besuch der Kathedrale von Santo Domingo de la Calzada. In dieser Kirche steht dass Grab des Hl. Dominikus, was aber noch viel charmanter ist: dass gleich daneben in der Kirche ein Huhn und ein Hahn, beide in weiß, in einem Käfig gehalten werden. Das geht auf eine alte Legende zurück. Einmal krähte der Hahn, während ich in der Kirche war, dass soll Glück bringen.

Ziel der heutigen Etappe ist die traditionelle Herberge von Grañón, die ich wie etliche andere ganz bewusst ansteuerte, weil hier gemeinsam gekocht, gegessen und gebetet wird. Und ein netter Garten ist auch dabei.

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