36 Personen waren wir gestern in dieser traditionellen Herberge, es gab riesige Salatschüsseln, Pasta mit Tomatensauce und Chorizo, den spanischen Würstchen. Diese konnte ich gut aussortieren und meinen Nachbarn geben.
Die spanische Messe, inklusive der Predigt und den Fürbitten, wurde simultan übersetzt und war auf einem Bildschirm in Englisch mitlesbar! Ein ziemlicher Aufwand und eine Kunst, denn der Priester sprach wirklich spontan und typisch spanisch sehr schnell.
Abends trafen sich noch einige wenige zu einem Nachtgebet auf dem Chor der dunklen Kirche, mit sehr persönlichen Gebeten in verschiedenen Sprachen und so manchen Tränen der Berührtheit.




Heute wechselte ich von der Rioja in die nächste Region, nach Kastilien-Leon, der Getreidekammer Spaniens. Mehr als ein Viertel des Weges hab ich nun schon hinter mir. Laut meinem Buch bin ich jetzt 552 km vor Santiago, wobei die Angaben recht widersprüchlich sind. Schon gestern dann ich eine Tafel mit 563 Restkilometern, heute morgen waren es wieder 576.



Bis jetzt hatte ich ja traumhaftes Pilgerwetter mit bewölktem Himmel und etwas Wind. Heute war es das erste Mal so richtig heiß und ich war froh, dass ich die Albuerge, ebenfalls eine mit kirchlichem Hintergrund, schon um 12.30 Uhr erreichte. Der ‚Herbergsvater‘ José-Luis wird in meinem Buch als großherzig und ganz im Geist von Taizé beschrieben. Offensichtlich hat er jedoch ein Problem mit VegetarierInnen. Er meinte, hier sei kein passender Platz für mich und ich solle noch 4 km weiter gehen, da sei auch eine Albergue. Pilgernde müssen nämlich Fleisch essen, denn die brauchen die Kraft! Keine Ahnung, wie ich die letzten 40 Jahre und vier Jakobswege überlebt habe. Weitergehen wollte ich jedenfalls nicht, ich werde halt nur Salat essen, wie schon so oft. Und ich freue mich auf das versprochene Taizé-Gebet am Abend.


