Es war ein Privileg gewesen, in der gestrigen Herberge übernachten zu dürfen. Sie liegt über einer kleinen Kapelle und gehört einem privaten katholischen Verein. Man musste zu Fuß als Pilgernde gekommen sein. Radfahrer, Touristen, Rucksackreisende,… waren unerwünscht. Und Terry, ein englischer Pilger, der mit dem Bus gekommen war, weil er ein kaputtes Knie hat, brauchte eine ärztliche Bestätigung, damit er bleiben durfte. Der Andrang war aber nicht so groß. Von den 16 Plätzen waren nur fünf belegt. Der Hospitalero führte ein strenges Regiment und erklärte uns erst die Regeln, dann sollten wir entscheiden, ob wir bleiben wollten. Ich wollte, denn die Herberge war sehr zentral in der Altstadt und ich brauche nur das Übliche: Bett und Waschmöglichkeit. Obwohl: auch das war sehr spartanisch. Auf den Plastikmatratzen und -Polstern gab es keine Bezüge, die einfache Dusche hatte keinen Mischwasserhahn und die Wäsche hängten wir in ca 6 m Höhe beim Küchenfenster raus auf eine drehbare Wäschespinne.
Burgos ist ja die Hauptstadt Kastiliens, wurde im 9. Jhdt gegründet und die Kathedrale stammt aus dem 13.-15.Jhdt. Egal von welcher Seite man sie betrachtet, sie ist beeindruckend. Von innen besichtigte ich sie diesmal nicht, ich besuchte nur am Abend die Pilgermesse.





Burgos liegt auf 856 m Seehöhe und wenige Kilometer weiter beginnt die Meseta, eine Hochebene, die sich bis Leon erstreckt. Von Pilgernden ist sie oft gefürchtet, weil es keine Bäume, also auch keinen Schatten gibt. Viele fahren daher mit dem Bus von Burgos nach Leon und gehen dann weiter. Theresa, eine amerikanische Pilgerin ca. in meinem Alter, fragte mich vor einiger Zeit beim Frühstück, ob ich es empfehlen würde, durch die Meseta zu gehen. Ihr Reisebüro hätte ihr davon abgeraten, weil es zu anstrengend sei. Ich sagte: ‚Auf jeden Fall! Die Meseta gehört auch zum Camino. Und der ist für mich ein Bild des Lebens. Und im Leben ist es auch nicht immer leicht, man kann sich auch nicht das Schwere ersparen.‘ In Belorado hab ich Theresa zufällig bei der Kirche wiedergetroffen und sie hat sich herzlich bedankt für diese Ermutigung. Sie will die Meseta durchwandern.
Wobei: mühsam ist es natürlich schon. Ewig lange Anstiege und wenige Dörfer, die Pause und Einkehr ermöglichen. Und das war heute erst der Beginn.
Mit der Herberge hatte ich Glück: mitten im Nirgendwo liegt sie, hat 10 Plätze in Stockbetten und eine Quelle und nach einigem Hin und Her bekam ich doch noch das allerletzte Bett, weil eine Buchung nicht für heute, sondern für morgen galt.



