Der gestrige Abend war der bisher schönste, den ich hier erlebt habe. Die Kirche wurde im 12. Jhdt gebaut und war ursprünglich ein Spital des Malteserordens für die Pilgernden auf dem Weg. Später wurde es zur Kirche. Jetzt wird es von italienischen Freiwilligen als Pilgerherberge geführt. Es gibt keinen Strom , also auch kein elektrisches Licht. Bevor es zum Abendessen ging, wurden uns nach dem Vorbild Jesu die Füße gewaschen und dazu ein Segen gesprochen. das endete mit einem gemeinsamen Vater unser in der jeweiligen Sprache. Und das waren gestern viele: Englisch, italienisch, spanisch, französisch und deutsch. Eine bunte Schar von 12 Pilgernden, so wie ich es vor 8 Jahren erlebt habe. Das vegetarische Essen schmeckte ausgezeichnet, danach wurde abgeräumt, abgewaschen und für uns vier, die wir im Altarraum unter der Kuppel schliefen, Campingbetten hergerichtet. Bequem war es nicht, aber eine unvergessliche Erfahrung. Um halb sieben weckten uns gregorianische Choräle und wir bekamen ein einfaches Frühstück, bevor wir wieder mit einem Segen verabschiedet wurden.




Beim Abendessen gesellten sich auch drei französische ‚Pilgernde‘ dazu. Die Frau erzählte, dass sie mit einem Freund unterwegs seien, dessen Traum es war, den Jakobsweg zu gehen. Nachdem er das aber körperlich nicht mehr schaffe, fuhr er in die Bretagne, kaufte sich dort ein Pferd und einen Wagen und startete im Frühjahr den Weg vom Elsass Richtung Spanien. Nach acht Wochen haben sie abgebrochen, weil es zu heiß wurde. Nun sind sie wieder unterwegs, und zwar der Freund mit seinem Pferdewagen, die Frau mit Auto mit großem Anhänger, ihr Mann mit Auto und Pferdeanhänger. Denn so werden sie Pferd und Wagen dann nach Hause transportieren. Das Pferd wird sich der Freund hoffentlich auch später behalten.

Es dürften aber auch noch andere Pferde hier unterwegs sein, denn auf dem Fußweg lagen heut immer wieder Pferdeäpfel. Überhaupt war es heut schon ein Vorgeschmack auf morgen, wo es 18 km durch die Meseta geht ohne ein Dorf. Unglaublich lange gerade Strecken, zuerst am Kanal von Fromista entlang, dann neben einer Autostraße, und später in der prallen Sonne. Es sind merkbar weniger Pilgernde unterwegs, also gibt es doch einige, die sich dieses Stück sparen.




