Villalcazar de Sirga – Ledigos

Gestern Abend hatte ich mein Abendessen mit Anja aus Deutschland. Sie treffe ich seit einigen Tagen immer wieder und gemeinsam besichtigten wir dann noch die Kirche. Sie ist viel zu groß für diesen kleinen Ort. Ursprünglich aus der Romanik wurde sie vom Templerorden zu einem Kloster ausgebaut, das wie eine Burg den Ort beherrscht.

Über den heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten und die einzelnen Fotos sehen alle sehr ähnlich aus. Schnurgerade und endlos lange Wege durch eine Ebene von Getreidefeldern. Diese sind abgeerntet, aber nicht geackert, und auf manchen liegt noch das Stroh. Vielleicht weil auf geackerten Feldern der Wind die Erde noch mehr vertragen und austrocknen würde?
Jedenfalls hab ich jetzt die Hälfte des Weges geschafft, heute gab es den offiziellen Kilometerstein.

Immer wieder sieht man auf dem Camino Botschaften, die jemand hinterlassen hat – auf Wände, auf Hinweisschilder oder auch auf Steine geschrieben. Eine davon sah ich an einem meiner ersten Tage: Walk with love!
Wenn das immer so einfach wäre! Jeden Tag erinnere ich mich an diesen Satz, denn jeder Tag hat auch so seine Herausforderungen:
Wenn ich in der Nachmittagshitze von einem Schwarm surrender Fliegen begleitet werde und es einer gelingt, sogar in mein Nasenloch zu gelangen.
Wenn sich 100 m hinter mir englischsprachige Pilger so lautstark miteinander unterhalten, dass ich fast jedes Wort verstehen kann.
Wenn eine amerikanische Zimmerkollegin die ganze Nacht lang ein Hörbuch aufgedreht hat, obwohl sie lautstark schnarcht.
Wenn mit dem e-Bike Pilgernde in Höchstgeschwindigkeit bergauf an mir vorbei fahren und mich einfach ignorieren.
Überhaupt ist das Verhältnis zwischen Fuß-und Radpilgernden nicht immer ganz konfliktfrei. Wir sind ja oft auf denselben Wegen unterwegs. Von Fußpilgernden wird erwartet, dass sie zur Seite springen, wenn jemand mit dem Rad kommt. Manche ignorieren das dann bewusst, gehen einfach nebeneinander weiter und bremsen die Radfahrer so ein.
Walk with love – jeden Tag eine neue Herausforderung. Hier auf dem Camino und noch mehr im alltäglichen Leben.

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