Die letzte Nacht war die bisher beste auf dem Camino! Obwohl wir sehr viele in dem ausgebauten Dachstuhl waren, hab ich sooo gut geschlafen, und das bis 7 Uhr! Die Landschaft war heute etwas abwechslungsreicher und es ging auch durch einige Dörfer. Ich kam auch durch Sahagun. Hier steht das offizielle Denkmal, das uns noch einmal bewusst machte, dass wir die Hälfte des Weges geschafft haben.



Mein Tagesziel war Bercianos, ein kleiner Ort, wo ich schon vor 8 Jahren übernachtet hatte. Die Herberge wird von Hospitaleros geführt und ich fühle mich hier sehr wohl.
Auf dem Weg bin ich schon gestern und auch heute in eine Gruppe Deutscher geraten. Sie sind zwei Wochen hier und haben ähnliche Etappen wie ich. Sie gehen mit kleinem Rucksack, das Gepäck wird von donkey-Service weitergeführt und sie übernachten in nobleren Unterkünften. Eine Herberge? Nein, das könne sie sich nicht vorstellen, meinte eine von ihnen. Auf dieser Werbetafel wird auch genau das versprochen: wohnen, wie man es als TouristIn gewohnt ist.

Dabei weiß sie gar nicht, was sie verpasst.
Das habe ich auch gestern Abend gemerkt, als ich mit einem australischen Pilger gesprochen habe. Die ganze Reise ist durchgeplant, alle Quartiere sind bestellt, die Rückreise fix. Als ich dann von meinem Erlebnissen in den verschiedenen Herbergen erzählt habe, wurde er nachdenklich. Schade, vielleicht das Wichtigste zu verpassen!
Einer aus der deutschen Gruppe meinte, warum ich denn hier sei, es gäbe doch auch in Österreich schöne Wanderwege. Ich antwortete, weil ich den Jakobsweg nach Santiago gehen möchte. Es macht mich traurig , dass für so viele offenbar hier einfach ein Wanderweg mit best ausgebauter Infrastruktur ist, auf dem man bequem wandern kann.
Und sie denken nicht daran, welche Kraft in diesem Weg liegen kann und dass die Menschen seit tausend Jahren hier unterwegs sind mit ihren Sorgen, Bitten, Ängsten, mit ihrer Reue und mit ihrer Dankbarkeit. Und dass die meisten von ihnen verändert nach Hause kamen.