In der gestrigen Herberge traf ich vier Pilgernde wieder, denen ich in den letzten Tagen von diesem Ort erzählt hatte. Sie waren alle meiner Empfehlung gefolgt. Eine davon ist Giorgia,eine junge Italienerin. Als wir am Nachmittag zusammen im Garten saßen, hat sie mir etwas erzählt, was sie und jetzt auch mich sehr beschäftigt. Am Tag vorher hatte sie in einer Herberge eingecheckt, als Dan, der junge Israeli, hereinkam und ein Bett für sich und seine drei KameradInnen wollte. Als der Herbergsverantwortliche den israelischen Pass sah, schmiss er ihn zurück und Dan praktisch hinaus. Israelis seien in seiner Herberge nicht willkommen! Dan ist gegangen. Wie er sich da wohl gefühlt hat?
Auch Giorgia hatte die Israelis nie gefragt, was sie vom Gaza-Krieg halten.
Egal, aber sind sie jetzt mitverantwortlich für das, was ihre Regierung macht? Sollen sie dafür bestraft und ausgeschlossen werden? Wo ist die Grenze zum Rassismus? Würd der Verantwortliche das auch mit einer anderen Volksgruppe, z.B. Russen, so machen?
Ich hab die beiden Israelis so offen erlebt. Sie sagten, sie seien hier unterwegs, weil sie anderes kennenlernen wollen. In ihrer Religion sei alles sehr streng. Sie waren auch mit in der Messe, einfach, weil sie es erleben wollten, auch wenn das eigentlich verboten ist und sie sich überhaupt nicht ausgekannt haben. Als ich Giorgia vom österreichischen Pass erzählt habe, meinte sie: da sollte er besser diesen verwenden!
Typisch für Bercianos und diese Gegend sind die Lehmbauten. Man kann in den Mauern Steine und Stroh erkennen. Das sieht für mich sehr schön aus. Wenn sich niemand mehr darum kümmert, zerfällt es wieder zu Erde. Und das passiert bei einigen der Häuser im Moment. Die Kirche wurde schon abgetragen, Teile davon in der Herberge, dem ehemaligen Pfarrhof verbaut.


Am heutigen Tag habe ich kein einziges Wegfoto gemacht. Es war einfach ‚more of the same‘. Den ganzen Tag ging es einen mit Bäumen gesäumten schnurgeraden Weg an einer ebensolchen Straße entlang und es war extrem kalt. Bei 6° sind wir angeblich in der Früh gestartet. Als ich bemerkte, wie kalt es ist, war ich schon unterwegs und wollte nicht stehenbleiben, um mir die Jacke aus dem Rucksack zu holen. Es wird ja eh gleich die Sonne aufgehen, es wird ja eh gleich wärmer werden… Darauf wartete ich den ganzen Tag. Die letzten Kilometer hatten wir noch extremen Gegenwind. Aber da zahlte es sich nun auch nicht mehr aus .. Mein Tagesziel hab ich nach 26 km glücklich, gut und mit einigen Fragen im Kopf erreicht. Morgen werden ich Leon ansteuern.
Auf dem Weg sieht man immer wieder wunderbar gestaltete Hausmauern. Hier einige davon:



