Monforte de Lemos – Chantada

Der heutige Tag war für mich die Königsetappe dieses Weges. Von den 30 km ging es den Großteil auf alten Landstraßen, stetig bergauf, der Asphalt ermüdet die Füße. Und dann auf diesen alten steinigen galicischen Pilgerwegen ganz steil hinunter zum Fluss und auf der anderen Seite wieder genauso steil bergauf, entlang der terrassierten Weingärten. Ich liebe diese Wege, auch wenn sie sehr anstrengend sind: seit 1000 Jahren begangen und bebetet.
Auf dem Weg traf ich auch eine deutsche Pilgerin, sie hat den Weg erst heut gestartet, ist auch nicht dort ganze Etappe gegangen. Aber wir nutzen die Gelegenheit, gegenseitig Fotos zu machen.

Manchmal, wenn ich in einen Ort komme, läuten zufällig gerade die Mittagsglocken. Und oft kommt auch ein Glockenspiel dazu, das das Ave Maria spielt. Nachdem das jetzt schon einige Male so war, hab ich den Verdacht, dass das über Lautsprecher eingespielt wird.
Es gibt ja viele Kirchen auf dem Weg, aber leider sind sie alle geschlossen. Auf dem Camino Frances war es teilweise so, dass jemand drinnen saß und einen dieser beliebten Stempel anbot, gegen eine kleine Spende. Da konnte man zumindest hinein und für einige Minuten Ruhe finden.
Nun, Ruhe find ich hier auf dem Weg eh genug, trotzdem sind Kirchen für mich etwas ganz Besonderes, spirituelle Orte. Das ist auch so ein Stück Lebensfluss und Verbundenheit: mit den Christinnen und Christen aller Zeiten, die in diesem Häusern beteten, sangen, feierten. Und mit den Gläubigen heute, die überall auf der Welt in denselben Worten feiern. Es ist für mich so erhebend, wenn bei einem Gottesdienst in den verschiedensten Sprachen, aber ganz im Einklang, das Vater unser gebetet wird. In diesen Momenten bin ich unendlich dankbar, fühle ich mich sehr verbunden und verwurzelt in meinem Glauben und in meiner Glaubensgemeinschaft, die mich durch das Leben trägt.
Und dann ist es interessant, was mit den Kirchen passiert oder wie sie auch genutzt werden können:
In Foncebadon etwa wurde die Feierrichtung gedreht und an die Zahl der Mitfeiernden angepasst. Die jetzt leere zweite Hälfte der Kirche ist Herberge. Hier können Pilgernde auf Matten schlafen.
In einen anderen Ort ist aus der Kirche eine kleine Volksschule geworden, mit Glockenturm.

Und in dem verlassenen Dorf Nogueiras sind nur mehr Reste der Kirche vorhanden, das Dach ist eingestürzt, aber die Marienstatue steht noch da und wird verehrt – im Freien!
Viel genützt dürften diese Dorfkirchen nicht werden, in Barxa de Lor pas ich an der Kirchentür die Einladung zur Messe am 15. Juli.
Da heute Sonntag ist, werde ich schauen, ob ich vielleicht irgendwo eine Kirche finde, in der ich wieder einmal eine Messe mitfeiern kann.

Hinterlasse einen Kommentar