Chantada – Robeiro

Ich hatte gestern Glück und konnte um 19 Uhr eine Messe in der großen Pfarrkirche mitfeiern. Sie war gut besucht, von Menschen unterschiedlichen Alters. Ministranten hab ich hier allerdings noch nie gesehen und im Normalfall wird auch nichts gesungen. Das Gloria und das Heilig, alles gebetet. Einmal erst hab ich Orgelbegleitung erlebt und in Ponferrada vorigen Sonntag sang ein Chor mit Gitarrenbegleitung. Der Pfarrer gestern legte das große Messbuch weg und las die Gebete vom Handy ab. Eigenartig.

Der heutige Tag bestand am Vormittag aus Aufstieg auf und am Nachmittag aus Abstieg vom Monte Faro. Das Problem war nur, dass die Bar, die nach 8 km angekündigt war und wo man sich unbedingt für den Aufstieg stärken sollte, geschlossen war. Und ich hatte hier das Frühstück geplant! So musste ich den ganzen Tag mit meinen restlichen Nüssen auskommen, erst 2 km vorm heutigen Ziel fand ich eine Bar – voll besetzt, ein Kommen und Gehen, aber leider nur etwas mit Fleisch oder Fisch im Angebot. Ich entschied mich dann für Pommes Frites. Zusammen mit Tonic und Kaffee für 5€.

Was macht eigentlich einen Pilger, eine Pilgerin aus? Ganz ursprünglich war diese Bezeichnung nur für Menschen gedacht, die nach Santiago gehen. Diejenigen nach Rom hießen ‚Säulen‘, und die nach Jerusalem hatten auch einen eigenen Namen. Jetzt wird dieses Wort gern verwendet. Aber es ist etwas anderes als wallfahrten oder weitwandern. Und für mich reicht es nicht, sich eine Muschel auf den Rucksack zu geben und loszuziehen. Für mich sind definitiv zu viele Weitwanderer unterwegs.
Als Pilgerin habe ich das Minimalismus-Motto ‚KISS‘ (keep it small and simple), was das Gepäck, die Vorbereitungen, den Aufwand, den Komfort, .. betrifft. Ich möchte meinen Rucksack selbst tragen, möchte die ganze Strecke selbst gehen und in einfachen Unterkünften übernachten. Und das möglichst auch in Gemeinschaft mit anderen. Aber natürlich kann es zu Situationen kommen, wo aus gesundheitlichen Gründen das eine oder andere nicht möglich ist und dann ist es gut, dass es andere Möglichkeiten gibt.
Und es ist schön, dass ich einige Pilgerinnen erlebt habe, die Inhalte ihres Rucksacks nach Hause geschickt haben und begonnen haben, ihn selbst zu tragen. Weil sie dann mehr Freiheit erleben und sich besser auf die Überraschungen des Weges einlassen können.
Einfaches Pilgerleben, und doch nichts im Vergleich dazu, wie die Menschen früher hier unterwegs waren ..
Achja, und die 100 km-Marke hab ich heute auch geknackt, momentan sind es noch ca 80 bis Santiago.

Hinterlasse einen Kommentar