Bevor der Hahn kräht…

..sollte man die Kirche in Sto. Domingo de la Calzada betreten haben. Das ist kein Gebot für früh aufstehende Menschen, sondern die Folge der wohl berühmteste Legende auf dem Jakobsweg: in dieser Kirche leben tatsächlich ein Hahn und ein Henne in einem gotischen Käfig (sie werden natürlich regelmäßig ausgetauscht). Wer den Hahnenschrei hört, dem ist besonderes Glück versprochen, oder eine gute Ankunft in Santiago… Während der 20 Minuten, die ich in der Kirche saß, hat der Hahn gezählte zwölfmal gekräht!

Während die Landschaft vor Sto. Domingo noch sehr viele Weingärten hatte, gab es danach nur mehr Weizenfelder: ich komme nach Kastilien-Leon, die Kornkammer Spaniens.

Ich spreche hier mit Menschen aus der ganzen Welt: Australien, Taiwan, Korea, Kanada, viele auch aus den USA. Die von so weit herkommen, sehe ich oft nur einmal, weil sie eine sehr getaktete Streckeneinteilung haben und über 30 km am Tag gehen müssen.

Eine Ausnahme ist Tom aus Boston, ein junger Mann mit amerikanischer Statur und amerikanischem Rucksack. Er startet meist sehr früh und schleppt sich oft sehr mühsam mit seinem Rucksack dahin, trotzdem sehen wir uns fast jeden Abend in der Herberge.

Da treffe ich auch oft die drei japanischen Burschen, die offensichtlich mit einer App gehen: als ich einen von ihnen bei einer Dorfkirche fragte, wo es denn hier Wasser gäbe, fragte er zuerst sein Handy, dann schaute er etwas verwirrt: Der Brunnen war genau an der Stelle, wo wir standen , nur 3m tiefer, bei den Kirchenstufen. Sie waren es auch, die sich in einem kleinen Geschäft Süßigkeiten um 1 € kaufen und mit Karte bezahlen wollten. Ich hab ihnen den einen Euro angeboten.

Seit heute hab ich übrigens eine etwas größere Blase an der Unterkante der Ferse. Ich versuche, sie gut zu versorgen, so wie ich es von Karl bei der Mariazell-Wahlfahrt gelernt habe.

 

6 Kommentare zu „Bevor der Hahn kräht…

  1. Liebe Hermi! Auch während meiner Assisireise verfolge ich täglich deine Einträge und gehe so ein wenig mit. Morgen gehen wir zeitig rauf zur Carceri – kein Vergleich zu Deinem Tagesetappen aber doch etwas sehr Verbindendes. In Gedanken pilgern wir mit dir. Alles Liebe von Elisabeth und allen aus unserer Gruppe die dich kennen.

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  2. Jetzt würde mich direkt interessieren wie ein „sehr amerikanischer“ Rucksack aussieht – riesig und beflaggt :)?
    Ich finde deine Blogeinträge toll, spannend und bildhaft (und das nicht wegen der Fotos!).
    In vielen Pilgerbüchern scheint es immer so schwierig zu sein einen Schlafplatz zu bekommen. Das ist bei dir nie ein Problem, oder?
    Eine gute Reise und Gottes Segen auch weiterhin!

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