Fast wie zu Hause

Die gestrige Nacht hab ich in Grañon verbracht und bin heut bis Tosantos marschiert, relativ eintönig zwischen Autobahn und abgeernteten Weizenfeldern. Gestern und heut hab ich eine kirchliche Herberge ausgesucht, und ich möchte euch ein bisschen von den verschiedenen Modellen erzählen: In den kirchlichen Herbergen gibt es Ehrenamtliche, die jeweils für ein halbes Monat in den Herbergen Dienst tun: sie kochen ein Abendessen – oft auch mit den PilgerInnen gemeinsam, gemeinsam wird abgewaschen und manchmal gehts dann noch auf den Chor der dunklen Kirche für ein frei gestaltetes Abendgebet. Es wird auch Wert darauf gelegt, dass die Menschen untereinander in Kontakt kommen, man wird nach Namen, Nationalität und Motivation für den Camino gefragt. So kommt man miteinander ins Gespräch und wenn man sich tagsüber trifft, ist das dann einfach nett. In den kirchlichen Herbergen wird auch gemeinsam gefrühstückt.
Gestern abend war ein ganz besonderer Tag für die Albergue in Grañon: es wurde ein Buch präsentiert anlässlich 20 Jahre Herberge, wir als PilgerInnen waren dazu eingeladen, und danach kamen noch der Pfarrer und einige andere zum Abendessen zu uns. Statt dem traditionellen Stempel für den Pilgerpass gab es einen ‚Stempel fürs Herz‘ (eine Umarmung) beim Abendgebet. Alle, für die ich tagsüber gebetet hatte, legte ich dabei Gott besonders ans Herz.

Es gibt dann auch noch die staatlichen Herbergen, die kann man sich wie das Kjubiz in Großstelzendorf vorstellen: Man wird registriert und bekommt ein Bett zugewiesen. Alles andere managt man selber: man kann abends in der Küche kochen, sich die Wäsche waschen. Frühstück machen. Meist um 8 Uhr morgens müssen alle wieder draußen sein.

Außerdem gibt es noch private Herbergen, da war ich erst zweimal: die sind oft klein und es ist Glückssache, wer sonst noch da ist. Das können Paare oder kleine Gruppen sein, wo ich als Einzelperson dann weniger leicht Kontakt finde, oder auch, wie in Navarrete, drei Männer, von denen einer wegen seines Schnarchens schon in zwei Nächten davor des Raumes verwiesen worden war.
Hier in Tosantos wird es nach dem gemeinsamen Essen ein Taizé-Gebet geben. Darauf freue ich mich ganz besonders.

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Das gemeinsame Abendessen

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Mittagspause am Fluss Tirón

 

2 Kommentare zu „Fast wie zu Hause

  1. Liebe Hermi. Ich gehe mit dir diesen Weg auf der Landkarte täglich mit. Siehst du viele Schmetterlinge? ? Laut Hape K. waren die Schmetterlinge weg, wenn er sich verlaufen hatte. Am Camino sah er sie. Wünsche dir Gesundheit und Blasen weg. Ich freue mich sehr auf ein ‚Buch‘ von dir. Glg Waltraud

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    1. Nein, Schmetterlinge sehe ich nur gelegentlich, und wenn, dann denk ich an Harpe.
      Aber es gibt auch sonst keine Wildtiere hier, keine Hasen, Fasane, Rebhühner, .. fast täglich seh ich morgens Jäger, keine Ahnung, worauf sie Jagd machen.

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