Unter Schmerzen

Normalerweise gibt es in einer öffentlichen Herberge ja kein Frühstück, aber Jesus (der eine Seniõr hieß tatsächlich so) und sein Freund verwöhnten uns mit frisch getoastetem Brot, Butter und Marmelade. Und geweckt worden waren wir um 6.30 mit gregorianischen Chorälen aus dem Lautsprecher. In den Schlafsaal sollte man nämlich kein Handy mitnehmen.
Der junge Pole – einer von uns vier Herbergsgästen – klagte über starke Schmerzen an der Achillessehne. Im Spital hätten sie ihm zu Vorsicht geraten, weil bleibende Schäden entstehen könnten. 30 – 40 km geht er am Tag! Und als ich nach 11 km Pause machte, ist er an mir vorbei gehumpelt! Überhaupt sah ich heute viele humpelnd und sich auf Stecken stützend sich fortbewegen. Manche haben drei Tage Pause gemacht und wollen es wieder probieren. Ich staune, bewundere sie, aber über einige kann ich mich nur mehr wundern.
Ich bin wirklich glücklich, ohne gröbere Schmerzen zu gehen.
Manchmal fühl ich mich ja wie eine Schnecke. Ich hab alles auf dem Rücken, was ich brauche und bewege mich Stück für Stück weiter, dabei spüre ich mich sehr getragen von eurem Interesse, euren guten Gedanken und eurem Gebet und Segen. Irgendwie seid ihr alle mit mir unterwegs.
Heute übrigens bis Fromista, bei gefühlten 25 Grad 26 km weit durch die Meseta. Besonders schön waren die 3 km entlang des ‚Kanals von Kastilien‘ aus dem 18. Jhdt., der die Felder hier bewässert.
Fromista hat eine wunderschöne romanische Kirche aus dem 11.Jhdt mit unzähligen Skulpturen, das Innere eine Wohltat nach all den vergoldeten Barockhochaltären. Und irgendwie dürfte diese Gemeinde einen Vertrag mit einer Steinplattenfabrik haben, denn alle Plätze hier sind sehr geschmacklos zugepflastert.

Im Moment gibts noch spätestens alle 12 km einen Ort. Übermorgen sinds dann 18 km durch die Meseta, angeblich ohne Schatten. Hoffentlich bleiben die Temperaturen so.

7 Kommentare zu „Unter Schmerzen

  1. Es ist tatsächlich so wie Du fühlst, wir gehen im Geiste mit Dir, sehen die Landschaft. Nur die wehen Füße und der Rucksack bleiben Dir. Alles Gute auf dem Weg durch Meseta – Editha

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  2. Liebe Hermi ich bin mir nicht ganz sicher ob ich eifersüchtig , stolz oder dich einfach nur bewundere dieses einzigartiges erlebnis kann dir keiner mehr nehmen ganz egal wie es ausgehen wird aber ich bin mir ganz sicher das du es schaffen wirst und dafür megamäßigen respekt und jaaaaa ich freue mich auch jeden tag auf deine erlebnisse das ist wie ein interessantes abenteuerbuch wünsche dir wenig blasen und viel freiheit wir sind alle bei dir.

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  3. Liebe Hermi,
    hab vielen Dank für die Gedanken, die du mit uns teilst und auch für die wunderschönen Fotos. Ja, die romanische Kirche ist wirklich edel.
    In einem Buch von Walter Trobisch habe ich einmal eine Kurzbotschaft gelesen: GTW! Interpretiert hat er sie so: Geh tapfer weiter! oder Gott tut Wunder! In diesem Sinne: GTW.
    Alles Gute,
    Hans Schober

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