(zum) Kreuz tragen

Im Kloster hätte ich auch länger bleiben können, aber gestern abend spürte ich, dass ich mich schon wieder auf den Weg freute. Und der war heut ein ganz besonderer: zuerst passierte ich das kleine Bergdorf Foncebadón: hier fand im 10. Jhdt sogar ein Kirchenkonzil statt, um 2000 war es dagegen verlassen und verfallen. Durch den Camino wird es wieder belebt, weil es nur 2 km vom Cruz de ferro entfernt ist. Bei diesem Eisenkreuz auf einem hohen Eichenstamm legen alle Pilgernden seit Jahrhunderten Steine ab als Symbol für das Schwere, das sie hierher mitgetragen haben.
Für mich war der Weg noch mal 400 Höhenmeter bergauf nicht so sehr das Problem, sondern der starke, kalte Gegenwind. ‚Wie in meinem Leben‘, dachte ich mir. Nur dass ich mich hier auf dem Weg mit Jacke, Schal und Socken, die ich über die Hände streifte, schützen konnte. Im Persönlichen ist mir das leider oft nicht so gut gelungen. Und so hatte ich natürlich auch einen Stein von zu Hause mitgebracht, den ich auf den Steinberg dazu legte.

Auf der anderen Seite des Passes ging es auf steinigen Wegen durch das idyllische Bergdorf El Acebo wieder hinunter bis nach Molinaseca. Der Fluss, der hier gestaut sein sollte, ist leider fast ausgetrocknet.

Die Zusammensetzung der Pilgernden hat sich in der letzten Woche sehr geändert: Praktisch keine SpanierInnen sind mehr auf dem Weg, die Zahl der Deutschen ist prozentuell gestiegen, aber auch sehr viele Englischsprachige aus der ganzen Welt sind jetzt unterwegs. Viele haben in León oder erst in Astorga angefangen, sodass es heute das erste Mal auf dem Weg etwas dichter und für mich auch lauter war. Umso mehr freute ich mich, dass ich in der Albuerge heute eine Einzelkabine mit Doppelbett bekam.

2 Kommentare zu „(zum) Kreuz tragen

  1. Liebe Hermi!

    Ich genieße deine Beschreibungen von Weg und Atmosphäre sehr. Und die Fotos geben einen sehr lebendigen Eindruck. Alles Liebe für deinen Endspurt! Margit

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu hermiaufdemweg Antwort abbrechen