Finisterre oder Muxia

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Gestern hab ich von den kleinen Dörfern erzählt. Abends wirkte alles ganz anders: der Ort war überschwemmt von Pilgernden. Und es ist wirklich eine sehr sonderbare Mischung von Menschen, die hier westlich von Santiago unterwegs ist: Sicher die Mehrzahl trägt nur einen kleinen Tagesrucksack, den Rest des Gepäcks lassen sie sich von einem Taxi transportieren, oft in einem übergroßen Koffer. Viele hier sind aus Deutschland, viele tragen neue Outdoor Bekleidung, und am Abend tauchen sie geschminkt, gestylt und mit schönen Schuhen auf. Auch zwei Wienerinnen hab ich gesehen, die stehen den Deutschen um nichts nach.
Und dann kommen die Fragen und Vergleiche: wer ist welchen Camino gelaufen? Wie viele Kilometer? Mich fragte sogar jemand, wie viele Höhenmeter es am Camino del Norte waren. Andere fragten, wo ich gestartet sei, konnten aber mit Iruñ überhaupt nichts anfangen. Es gibt hier welche, die nur die Runde Santiago-Finisterre-Muxia machen, weil es eben schön und entspannend ist.

Heute morgen gelang mir das Kunststück, als letzte der ganzen Herberge um 8 aufzuwachen, kurz bevor die Reinigungsfrau kam. Alle anderen waren schon weg. Ich frag mich auch immer, warum sie so früh aufbrechen, wo es doch stockfinster ist?

Obwohl der Tag mit einem schönen Sonnenaufgang begonnen hatte, war es dann den ganzen Tag nebelig. Nach einigen Kilometern kam dann die Entscheidung: Finisterre oder Muxia? Ich möchte beides in dieser Reihenfolge und bog deswegen links ab.
Das Wiedersehen mit dem Meer fiel leider dem Nebel zum Opfer und so stört es mich auch nicht besonders, dass ich nicht unten im Ort Corcubion, sondern in einer netten Donativo-Herberge am alten Pilgerweg übernachte, bevor ich morgen die letzten 9 km bis Finisterre pilgern werde. Und das Beste: hier bin ich die einzige Deutschsprachige 😊

Es war gut, heute alleine auf dem Weg zu sein, es ist genau mein 30er Hochzeitstag. Erinnerungen kamen hoch, Wünsche und Erwartungen von damals, ein bisschen Traurigkeit über alles, was nicht sein konnte. Aber doch auch das Gefühl: es ist gut, so wie es ist.

2 Kommentare zu „Finisterre oder Muxia

  1. Ich freu mich schon dich wieder zu sehen. Dass deine Füße besondere Pflege bekommen, ist gut.
    Wir hatten heute unseren 1. Frauengottesdienst zum Thema Sorge um die Schöpfung. Ich umarme dich und lieben Gruß Gerti

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