Nah am Ziel

Auf den heutigen Tag hatte ich mich richtig gefreut. Das Ziel ist in greifbarer Nähe und zwei Höhepunkte des Weges erwarteten mich: die Churros von Arzua und die Übernachtung bei Heidi.
Bis nach Arzua waren es jedoch 20 km zu gehen, und das nur auf asphaltierten Landstraßen. Meine Füße sind diesen Untergrund nicht gewohnt und es machte sie müde. 20 km können ganz schön lang sein, vielleicht vergleichst du ja mal, wo du in dieser Distanz hinkommst?
Die Straßen waren gesäumt von Steineichen, die gerade die Eicheln abwerfen, und von Edelkastanien, bei denen das noch unangenehmer sein kann. Eine Frau sah ich beim Sammeln, sie hatte schon eine ganze Scheibtruhe voll. Ob die wohl bis nach Österreich kommen und im Winter als Maroni gegessen werden? Auch große Eukalyptusbäume stehen am Wegrand, sie riechen gut und spenden Schatten. Es gibt aber auch riesige Eukalyptuswälder. Dieser Baum wurde aus Australien importiert, wächst schnell und wird für die Zellstoffindustrie verwendet. Inzwischen ist er aber zum Feindbild der Bauern geworden, die ganze Wälder abbrennen und lieber wieder die Korkeichen pflanzen würden. Deren Früchte verwenden sie im Winter als Tierfutter.

Gestern hatte ich eine unangenehme Begegnung mit Hunden, sie sind auf der einsamen Route die Pilgernden nicht mehr gewohnt und verfolgten mich mit ihrem Gebell. Heute taten das die Kühe, die offensichtlich umgesiedelt wurden und Spaß daran hatten, mir nachzulaufen. Das macht schon ein komisches Gefühl!

Endlich in Arzua angekommen, suchte ich mir die Churreria mit den angeblich besten Churros: das ist ein in Fett herausgebackenes Spritzgebäck, zu dem eine Tasse Schokolade serviert wird, die fast so dick wie warmer Pudding ist. Die mit Zucker bestreuten Churros werden darin eingetunkt. Das ist wirklich ein Festmahl und ich darf das jetzt schon das dritte Mal genießen.
Von der Churreria weg waren es dann nur mehr 5 km bis zu Heidi. Hier habe ich schon 2017 übernachtet und es ist ein Paradies mit Katzen, Hund und Hühnern. Heidi hat weinviertler Wurzeln. Sie hat sich hier auf dem Camino angesiedelt und empfängt und verwöhnt täglich Pilgernde.

2 Kommentare zu „Nah am Ziel

  1. Den Tag hast du sehr plastisch erzählt. Also doch Hunde! Muss sich wie ein Rudel Wölfe anspüren!
    🐕🐕🐕🐕🐕
    Und dein Festessen in Arzua kann ich mir auch gut vorstellen. Diesen angenehmen Abschluss nach der Plackerei hast dir wirklich verdient! 😋
    Schönen Tag!

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    1. Gestern Abend bei Heidi hab ich erfahren, dass es auf dieser nördlichen Variante jetzt tatsächlich fünf freilaufende Hunde gibt. Ich hab nur drei gesehen und aber auch ihre Aggressivität war zum Fürchten.

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