Ankommen

In Santiago anzukommen, war heut anders: die letzten Male war ich immer mit jemandem gemeinsam einmarschiert, wir haben uns vor der Kathedrale umarmt und uns gemeinsam darüber gefreut, dass wir das Ziel erreicht haben. Heute war ich alleine unterwegs, aber die Freude war die gleiche: das tolle Gefühl, anzukommen und etwas geschafft zu haben. Leider konnte ich die Pilgermesse um 12 Uhr nicht mitfeiern, da nur ein gewisses Kontingent zugelassen ist, und da war ich um ca 10 Personen zu spät in der Reihe.

Auf dem Weg zur Kathedrale beschäftigte mich die Distanz, ja fast Ignoranz, mit der die Menschen auf die Pilgernden reagieren:
Dieses Verhalten dürfte Folge der Pandemie sein: Während des gesamten Weges hatte ich mich gewundert, dass die SpanierInnen fast überall Maske (masquerilla) tragen. Auch wenn sie alleine im Auto sitzen oder als Kellner die Stühle auf die Straße stellen, wenn sie alleine unterwegs sind, oder auch mit Abstand miteinander plaudern. Nur im Lokal wird die Maske abgenommen.
Ich hab Heidi, die Herbergsbesitzein, darauf angesprochen. Sie meinte, dass der Lockdown hier sehr, sehr streng gehandhabt wurde und die Menschen sich einerseits daran gewöhnt haben, Maske zu tragen, und dass sie andererseits, auch wenn die Impfrate bei 80% liegt, fürchten, dass mit den Pilgernden eine neue Infektionswelle kommt. Sie haben also schlichtweg Angst und halten deswegen Abstand.
Aus Respekt vor den Menschen trage ich jetzt auf der Straße Maske, auch wenn ich alleine gehe, geimpft bin, und das ständige Maske Tragen im Freien für ungesund und sinnlos halte.
Das Schönste hier in Santiago ist es, auf der Plaza Obradeiro vor der Kathedrale zu sitzen und die Freude zu genießen, die alle Menschen empfinden, wenn sie hier ankommen. Und wenn man Glück hat, entdeckt man dabei sogar bekannte Gesichter.

6 Kommentare zu „Ankommen

  1. Gratuliere dir ganz herzlich….du hast es geschafft, ich bewundere dich. Ich spreche auch oft davon mal diesen Weg zu gehen, aber die Angst da alleine zu gehen hindert mich. Da ich auch der Sprache nicht mächtig bin, und auch kein Englisch kann ist dies auch etwas was mich hindert. Wünsche dir weiterhin alles Gute Glg Helga

    Like

    1. Dankeschön! Natürlich ist es leichter und auch interessanter, wenn man andere Sprachen spricht. Aber ich hab mal in Spanien einen Japaner getroffen, der konnte nicht mal unsere Schriftzeichen lesen. Außerdem sind sehr viele deutsch sprechende unterwegs .. Und andererseits gibt es auch Jakobswege in Österreich, Deutschland, der Schweiz, .. Das würd mich auch reizen.

      Like

  2. Du hast es wieder mal geschafft! Ich freu mich mit dir! Die Kathedrale, blauer Himmel, Sonnenschein … Mir kommt vor, auf diesem Platz ist immer Schönwetter. Kann mir gar nicht vorstellen, dass bei dunklen Wolken und Platzregen die Menschen dort ankommen, sich umarmen und vor Freude herumhopsen, sich dann auf den Platz setzen und das Erlebte revuepassieren lassen.

    Bin schon neugierig, wie‘s bei dir jetzt weitergeht.🙋‍♀️

    Like

  3. Liebe Hermi. Gratulation zum Erfolg. Hast es wieder geschafft gesund in Santiago anzukommen. Deine Erlebnisse sind wunderbar. Ich vermute, du bist noch länger zu Fuß unterwegs. Bis zum Atlantik?Dein Mut ist echt bewundernswert. Komm wieder gestärkt und froh nach Hause. Es grüßen dich Waltraud und Familie

    Like

  4. Du bist meine absolute Heldin in jeder Lebenslage. Gott weiß schon, wie schwer das Rucksackerl für jeden einzelnen sein darf,was er jedem von uns zumuten kann. Du nimmst deinen Rucksack im wahrsten Sinn des Wortes immer wieder mutig und voll Gottvertrauen an und lässt mich immer wieder staunen und dich bewundern.Ich wünsche dir weiterhin viele bereichernde Begegnungen und Erlebnisse und freu mich schon auf ein Wiedersehen am 20. Alles Liebe und pass gut auf dich auf! Deine alte Freundin Dany

    Like

Hinterlasse einen Kommentar