In Gottes Namen

Zamora – Fontanilla de Castro

‚In Gods Noma‘, das sagte meine Mutter immer, wenn sie mich mit einem Kreuzchen auf die Stirn zu einem Neuanfang oder einer schwierigen Aufgabe verabschiedete. Genau diese Worte kamen mir in den Sinn, als ich heut bepackt mit Rucksack und Walking-Stöcken an der Tür der Herberge stand und den ersten Schritt hinaus in die Dunkelheit setzte. In Gottes Namen gehe ich und vertraue darauf, dass dieser Weg gesegnet ist.
Ziemlich dunkel war es noch um 7.45, der Sonnenaufgang ließ sich schon erahnen. Bis ich die Stadt verlassen hatte, waren die Pfeile gut sichtbar. Schwierig war es nicht, meist ging es auf elendslangen ‚Pisten‘ gerade aus, und auch evtl. Abzweigungen waren auf verschiedene Varianten, aber gut markiert.

Kaum zu glauben, aber nach der Mittagspause schaffte ich es trotzdem, den Weg zu verfehlen! Weil ich einen Pfeil falsch interpretierte, die Angaben in meinem Buch falsch verstand, insgesamt einfach sicher war, richtig zu sein und stur auf dem falschen Weg blieb. Wie oft passiert mir das wohl auch in meinem Leben?
Dann heißt es halt, sich den Irrtum einzugestehen und umzukehren, beim Camino kostet mich das nur Zeit, im echten Leben viel Überwindung ..
Eine ziemlich einsame Gegend ist das hier. Vormittag waren wir drei Fußpilgernde, die irgendwo in Sichtweite hintereinander gingen. Und immer wieder Radfahrende, die mich überholten. Den ganzen Nachmittag sah ich tatsächlich keinen einzigen Menschen. Und hier in der Herberge sind wir jetzt zu zweit. Es ist eine Albuerge im traditionellen Stil: Am Abend wird für uns gekocht, am Morgen gibt’s Frühstück, und das alles auf Spendenbasis. Ein kleiner Garten lädt zum Entspannen ein, Hund Diva liebt seine Ruhe, Jungkater Noah sucht Beißopfer. So glücklich, müde, entspannt…

2 Kommentare zu „In Gottes Namen

  1. Es ist so witzig: Während des Tages lese ich die Reisebeschreibung der Fanny Hensel-Mendelssohn durch die Schweiz aus dem Jahr 1822, und am Abend flattert die Reisebeschreibung der Hermi Scharinger über Zamora und Umgebung vom heutigen Tag herein. Und beide schreiben, es ist so schön … und am Abend sind sie glücklich, müde und entspannt.

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  2. Hallo Hermi, soeben erst in deinem Blog eingestiegen, schon bin ich wieder in einer anderen Welt und habe Fernweh. Schön, das du wieder den richtigen Weg gefunden hast.

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