Roncesvalles – Zubiri

Die riesige Herberge im Kloster wird von Freiwilligen (Hospitaleros) aus den Niederlanden betreut. Sie haben ein perfektes System, um die vielen Pilgernden gut zu versorgen. Normalerweise machen sie nur ein halbes oder ganzes Monat Dienst und sind daher mit Begeisterung und großer Fürsorge für die Menschen da. Für das Abendessen wird man in zwei Schichten eingeteilt, 19 oder 20:30, und es stehen drei große Säle dafür zur Verfügung, das wird durch einen Bon festgelegt. Das Menü mit zwei Vorspeisen, einer Hauptspeise (Chicken oder Fish – und Gemüse für die radikalen Vegetarierinnen) ging dann sehr schnell, nach einer Stunde wurden wir aufgefordert, den Raum zu verlassen, damit sie für die nächsten decken können.
Danach gab es in der Kirche eine Messe mit besonderem Segen für uns Pilgernde. Die Herberge wird sehr strikt geführt, anders wäre es wahrscheinlich auch nicht möglich: um 22 Uhr wird zentral das Licht abgedreht, und 5.55 wurde es wieder eingeschaltet, damit alle bis spätestens 7 Uhr die Zimmer verlassen haben. Denn die müssen dann geputzt und für die nächsten Gäste hergerichtet werden. Ca die Hälfte der Gäste bekam auch ein Frühstück, die nämlich, die vorreserviert hatten. Da war ich nicht dabei, deshalb ging ich, nachdem ich fertig gepackt hatte, einfach los. Es war noch stockdunkel, erst eine Stunde später ging die Sonne auf. Ich ging ohne Lampe durch den Wald, trotzdem konnte ich mich recht gut zurechtfinden, denn der Weg war breit und teilweise geschottert. Und vor mir hörte ich die Stimmen von anderen Pilgenrden. So ging es heut den ganzen Tag auf und ab, auf extra angelegten Wegen, manchmal Steine, manchmal Beton, manchmal auch geschottert und einige schöne Waldwege waren auch dabei. Ich kam gut voran und war schon um 13 Uhr an meinem Ziel Zubiri, wo ich zuerst meine Füße im Fluss Argo abkühlte, bevor ich mir in der öffentlichen Herberge ein Bett erbat.
Erinnerungen säumten meinen Weg. Hier bin ich ja schon 2017 gegangen, es war das erste Mal Jakobsweg, und damals hatte ich mir vorgenommen, anlässlich meines 60. Geburtstages noch einmal auf dem Camino Frances zu pilgern. Aus Dankbarkeit und im bewussten Über-Gang in eine neue Lebensphase.
Für mich war dieser erste Weg der besonderste, der spirituellste, der mit den vielen Begegnungen mit Menschen, die diesen Weg aus unterschiedlichen, aber immer sehr persönlichen und tiefgehenden Gründen gegangen sind. Jetzt bin ich wieder hier – um zu sehen, ob solche Erlebnisse wiederholbar sind oder sie unter dem Zauber des ersten Augenblicks stehen. Und auch was sich in den letzten acht Jahren geändert hat.

Einer der Speisesäle

Ein Kommentar zu „Roncesvalles – Zubiri

  1. Liebe Hermi,hab jetzt alle Tage nachgelesen. Ich finde es toll wie Du alles beschreibst und uns daran teilhaben lässt. Alles Gute und liebe Grüße. Ingrid

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