Logroño – Ventosa

Der gestrige Abend war ganz im Stile des Camino: die Hospitaleros kochten und es wurde nach einer kurzen Geschichte der Stadt und einer Vorstellrunde gemeinsam gegessen. Richtig gesund: ein bunter frischer Salat und dann ein Linsengemüse, als Nachspeise noch ein Joghurt.

Meine Herberge war im Pfarrhof der Santiago-Kirche, die immer schon Anlaufstelle der Pilgernden war. In ihrem Giebel sieht man leider noch immer die Statue des ‚Matamoros‘ – Jakobus als der ‚Maurentöter‘. Eine längst als Fake enttarnte Legende von Jakobus, der um das Jahr 800 in Clavijo, 18 km südlich von hier, auf einem Schimmel erschienen und eine für die Christen ausweglose Schlacht gerettet haben soll, indem er zahlreiche Mauren (Muslime) tötete.
Diese Geschichte passte gut in das Bild von Jakobus, dessen Grab man erst kurz vorher gefunden hatte, und machte ihn so richtig bekannt. In der Folge wurden in seinem Namen Kriege geführt und Menschen niedergemetzelt. Auch bei der Eroberung Amerikas wurde Jakobus als Schutzpatron angesehen.
Daran denke ich auch immer in all diesen Kirchen mit den riesigen, oft auch mehrfachen, vergoldeten Altären. All das Gold haben die Spanien in Amerika ‚weggefunden‘, soll heißen geraubt. Eine sehr dunkle Seite der Geschichte unserer Religion.

Zum Frühstück gab es heute das erste Mal meine ‚tostados‘: getoastetes Brot mit Olivenöl und Tomaten. Ich liebe es, doch wegen der vielen Pilgernden werden in den meisten Bars nur fertige gefüllte Boquadillos angeboten – mit Käse, Wurst oder, besonders beliebt, mit Tortilla, also Eierspeise.
Bei meiner Frühstückspause setzte sich eine Frau kommentarlos zu mir, nahm ihre Tabletten, tropfte die Augen ein, und dann nahm sie ein Buch aus der Tasche, das auch mir zur Wegbibel geworden ist. Also sprach sie deutsch! Ich redete sie darauf an und erkannte sofort: sie war aus der Steiermark! Auch sie war früh verwitwet, hat ihre Kinder alleine großgezogen und ist auch alleine auf dem Camino unterwegs. Noch mehr Gemeinsamkeiten entdeckten wir, dann gingen wir beide wieder unserer Wege, ich nur mehr 7 km bis nach Ventosa, während sie die Stadt Najera in 17 km ansteuerte, wo hoffentlich ihr Rucksack auf sie wartete.

4 Kommentare zu „Logroño – Ventosa

  1. Tolle Fotos und interessante historische Geschichte, danke für deine Beschreibungen. Deine Begegnungen sind, wenn oft nur kurz, sicher sehr bereichernd und spannend zu lesen.

    LG Gabi

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