Mansilla de las Mulas – Leon

Auf dem Weg traf ich Santiago aus Australien, den ich in den letzten Tagen schon öfter als Bettnachbar gehabt hatte, unter anderem auch im Altarraum der Kirche San Nicolas. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er den Jakobsweg gehe, weil er sich überlegen möchte, wie es in seinem Leben weitergehen soll. Er ist 53, hat als Wissenschaftler Karriere gemacht, verdient sehr viel Geld, ist allerdings nur am Wochenende zu Hause. Seine Kinder sind mit der Ausbildung fertig. Er habe immer gern gearbeitet, um die Welt besser zu machen. Jetzt aber frage er sich, wie viel Zeit und Energie er noch in eine Arbeit stecken möchte, in der man jederzeit ausgetauscht werden kann. ‚It’s just the beginning of my journey‘, meinte er und mir wurde bewusst, dass meine ‚journey‘ vor 8 Jahren auch hier auf dem Camino begonnen hat. Seither habe ich immer mehr entdeckt, wer und was ich sein möchte, habe mich verändert, Dinge neu ausprobiert, mich von vielem verabschiedet und doch mich gefunden. Ich war mutig und entschlossen und bin unendlich dankbar für diese letzten Jahre, in denen sich mein Leben so bunt entwickelt hat. Und in dieser Dankbarkeit gehe ich noch einmal diesen 800 km langen Weg.

Heute also bis Leon. Eine Stadt zu erpilgern ist immer eine Herausforderung. Es geht zuerst kilometerlang durch das Industriegebiet, dann muss ich mich im Straßengewirr zurechtfinden und plötzlich sind auch viele Menschen unterwegs, die mir entgegen kommen – und das ohne Pilgerkluft!
Leon ist eine sympathische Stadt mit einem historischen Zentrum, beeindruckenden alten Gebäuden und einer der schönsten gotischen Kathedralen. Das muss man sich vorstellen: im 12. Jhdt hatte diese Stadt ca 5000 Einwohner und erbaute eine Kathedrale, die ihresgleichen sucht! Das wirklich Besondere sind die 200 Fenster mit einer Fläche von insgesamt 1.800 m2, die noch im Originalzustand erhalten sind und ein wunderbares Licht ins Innere zaubern. Bei der Besichtigung musste ich schmunzeln: so viele Bekannte habe ich in einer fremden Stadt in der Kirche noch nie getroffen! Es waren ja fast alle hier, die ich in den letzten Tagen auf dem Weg unterwegs waren.

Auch Antonio Gaudi hat der Stadt ein Denkmal gebaut: die Casa de Botines.
Das Pantheon der Könige, das wegen seiner Originalfresken auch ‚Sixtinische Kapelle der romanischen Kunst‘ genannt wird, besuchte ich diesmal nicht. Ich habe es ja schon zweimal gesehen. Stattdessen suchte ich beim Stadtbummel immer wieder Sonnenplätze, im Schatten ist es ziemlich kalt. Und morgen sollen die Temperaturen noch einmal sinken!

Ein Kommentar zu „Mansilla de las Mulas – Leon

  1. Wunderschöne Kathedrale, ja auch bei uns wirds so richtig herbstlich seit heute. So sucht jeder auf seine Weise nach seinen persönlichen Weg und neuen Herausforderungen….toll machst du das! LG. Gabi

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