Rabanal – Riego del Ambrós

Mein spiritueller Tank wurde in den letzten zwei Abenden gut aufgefüllt bei Gebeten, Gesprächen, Liedern, einer Messe und zweifachem Pilgersegen. So startete ich heute etwas später und nahm den Aufstieg zum Cruz de Ferro in Angriff. In der Hand hielt ich einen Stein, den ich von zu Hause mitgebracht hatte. Vor ca sechs Jahren habe ich ihn beschriftet: Fließen im Lebensfluss. Das ist der erste Teil eines Liedes, der weitere Text: verbunden sein, bis in das Herz hinein.
Dieser Gedanke des Unterwegsseins im Fluss des Lebens ist mir auf dem Camino sehr wichtig geworden. Ich gehe hinter Menschen, ich gehe vor Menschen, mit allen bin ich durch diesen Weg verbunden. Im Leben gibt es auch viele, die vor mir gegangen sind, auf deren Erfahrung ich aufbauen kann. Und es wird viele geben, die hinter mir kommen. Ich bin ein kleines Teilchen mittendrin und doch mit allen verbunden. Auch mit allen, die jetzt gerade gehen, egal von woher sie kommen, wie alt sie sind, welche Position sie in ihrem Alltag haben. Wir sind verbunden und das ist hier auf dem Camino besonders gut spür- und lebbar.

Auf dem Weg zum Kreuz passierte ich den kleinen Ort Foncebadon. Hier fand im 10. Jhdt sogar ein Kirchenkonzil statt, wenig später wurde hier die erste Pilgerherberge gegründet. Im 20. Jhdt verfiel der Ort total, aber seit 2000 wird er wieder aufgebaut und es gibt jetzt etliche Pilgerherbergen. Es ist beliebt, hier zu übernachten, um den Sonnenaufgang beim Kreuz zu erleben.

Es ist eine uralte Tradition, dass alle, die zum Cruz de Ferro kommen, dort einen Stein niederlegen. Mich hat dabei etwas abgelenkt, dass wieder das Filmteam da und es viel zu sehen gab. Aber davon unabhängig ist es spürbar ein besonderer, aber auch trauriger Ort. Viele Menschen gedenken hier ihrer verstorbenen Angehörigen, indem sie Bilder ablegen. Viele legen das Schwere ihres Lebens hier nieder.

Weiter ging es bei prächtigen Aussichten über die Berge von Leon und dann hinunter nach El Acebo, wo die Balkone der Häuser so nahe aneinander sind, dass man sich gegenseitig die Wäsche abnehmen kann.
Etappenende war heute für mich schon nach ca 20 km in einem winzigen Ort mit einer Municipal, das heißt einer Herberge, die von der Gemeinde betreut wird. Sie ist so einfach und doch sehr nett. Sowohl Bett als auch Abendessen kosten jeweils 10 €. Es sind nur ganz wenige Pilgernde hier. Ich bin mir nicht sicher, wie lange es diese einfache Form der Unterbringung noch geben wird. Der Trend geht zu den privaten Herbergen mit viel mehr Komfort. Das schließt aber dann automatisch jene vom Pilgern aus, die sich das nicht leisten können.

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